Wie solid ist der BKPJV und seine Sektionen?
Keine Jägersektion mehr in unserer Kantonshauptstadt: Trotz grosser Anstrengungen war es der Sektion Chur nicht mehr möglich, einen Vorstand zu besetzen. Das ist im ersten Moment sehr erstaunlich, doch im zweiten Moment spüre ich eine Betroffenheit. Warum? «Die beiden Churer Jakob Nauser und Paul Tschuor organisierten ein kleines, aber kampfbereites Grüppchen», kann man in der ersten, im Jahr 1914 erschienenen BJ-Ausgabe lesen. Diesen beiden haben wir zu verdanken, dass der BKPJV im Jahr 1913 gegründet wurde. Es war damals eine «dringende Kampfansage einiger Mutigen», kann man weiter im Buch «100 Jahre BKPJV – Jagd und Wildtiere heute und damals» lesen. Damals wurde der BKPJV gegründet, weil die freie Bündner Patentjagd auf der Kippe stand. Heute beschäftigen uns zwar andere Sorgen, aber die Jagd ist auch heute in höchstem Masse herausgefordert. Es braucht deshalb einen überzeugenden BKPJV, der – falls nötig – auch im 21. Jahrhundert zu einem kämpferischen Einsatz bereit ist.
Auflösung der Sektion Chur als Warnschuss: Soll
man dies seitens BKPJV so interpretieren? Ja und
nein. Panikmache wäre falsch, aber die genannte
Auflösung als einzigartigen, nicht wiederholbaren
Einzelfall schönzureden, wäre ebenso falsch.
Im 21. Jahrhundert hat das Vereinssterben in ganz
Graubünden deutlich zugenommen. Und auch wenn der BKPJV – mit seinen rund 6400 Mitgliedern und
63 Sektionen – sich in einer komfortablen Situation
befindet, müssen die möglichen und manchmal schon
latent vorhandenen Probleme bei einigen Sektionen,
die den Vorstand neu besetzen müssen, lösungsorientiert
angesprochen werden. Sicherlich gewinnt hierzu
das frühzeitige Integrieren von Jungjägerinnen und
Jungjägern immer mehr an Bedeutung und Strahlkraft.
Es sollte uns weiterhin gelingen, aktiv und überzeugend
aufzuzeigen, dass es genügend Gründe gibt,
sich als Jungjägerin oder Jungjäger einer Sektion des
BKPJV anzuschliessen. Denn die privilegierte freie
Bündner Patentjagd ist – im schweiz- und europaweiten
Vergleich – keine Selbstverständlichkeit.
112 Jahre Zusammenhalt im BKPJV: Die Voraussetzung
dafür ist ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl,
das es zu pflegen und zu fördern gilt. Zum
Beispiel anhand der jährlich nicht zu unterschätzenden
Familienanlässe, bei welchen Andersdenkende
integriert werden und alle, vor allem aber Jungjägerinnen
und Jungjäger, das Zauberwort «Zusammengehörigkeitsgefühl
» vorgelebt erhalten. Das Integrieren
von Jungjägerinnen und Jungjägern wird immer
bedeutungsvoller und beginnt oft vor ihrem ersten
Jagdtag. Hierzu existieren zahlreiche vorbildliche
Beispiele, wo «Alteingesessene» die «Neuankömmlinge
» über die Familienzugehörigkeit hinaus nicht
als «Eindringlinge» sehen, sondern ihnen vorschlagen,
sich ihrer Jagdgruppe anzuschliessen. Solche
offen praktizierten «Gruppendynamiken» fördern
das Zusammengehörigkeitsgefühl bis in die örtliche
Sektion hinein. Natürlich «menschelet» es überall,
und oft sind solche Aussagen leichter ausgesprochen
als umgesetzt. Unser Vorteil ist jedoch, dass unsere
Passion Jung und Alt unvermindert stark fasziniert
und darum ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl
einfacher zu erreichen ist als in anderen Vereinen
oder Verbänden. Der Einsatz lohnt sich. Wir können
nur gewinnen.
Euer Tarzisius Caviezel
Präsident BKPJV?